Selbst total unruhig, wie es Morfeo wohl gehen würde, standen wir nach einer sehr ruhigen Nacht um kurz nach 8 auf und fanden ihn auf seinem Deckchen vor. Er schaute uns verschlafen an, als wollte er sagen: „Ich könnte auch noch etwas weiter schlafen“.Es war aber Zeit, endlich Gassi zu gehen. Nur für Morfeo wohl nicht.Verschlafen und in seiner neuen Umgebung total verängstigt, zitterte er sehr und wollte sich noch nicht mal aufsetzen, geschweige denn loslaufen.Kein Zureden, kein Streicheln, kein Anlocken und auch keine Spur aus Fertigfutterstückchen konnten ihn von seinem Platz locken.Also wieder die gleich Prozedur: Morfeo tragen, diesmal die Treppe runter.Vor dem Haus angekommen, mussten wir zu zweit zusehen, dass wir schnell die Leine ans Halsband dran bekamen, denn unser nun gar nicht mehr ängstlicher oder sedierter Morfeo wollte sofort losstürmen.Es war gleich zu merken, dass er das Gehen an der Leine nicht gewöhnt war. Stürmisch von einer Seite zur anderen laufend, mit der Nase auf dem Boden, war es stellenweise gar nicht einfach den Hund zu halten. Doch gegen Mitte des Spaziergangs verbesserte er sein Verhalten, wurde ruhiger, reagierte auf Leinendruck und lief grösstenteils artig neben uns her.Als er ansetzte, um für kleine Kolibris zu machen, waren wir stark überrascht über das große Blasenvolumen.Drei Hunde kamen uns auf dem Spaziergang entgegen. Die Begegnungen verliefen unspektakulär. Morfeo war jedoch ein wenig ängstlich, wich kurz zurück als ein Hund auf ihn zugelaufen kam, blieb aber an unserer Seite stehen.Zu Hause angekommen, ahnte Morfeo bereits, dass das Treppenhaus lauerte. Wir rubbelten erst seine zittrigen Beine sauber, aber sein Blick versprach wieder Angst. Anstatt also draussen auf den angekündigten Sturm zu warten, wurde Morfeo erneut nach oben getragen. In der Wohnung aber verhielt er sich wesentlich selbstbewusster und interessierter. Das angebotene Futter nahm er nach einigem Zögern an und fraß seine Schüssel leer.Erschöpft von dem vielen Neuen, legte er sich bald auf seine Decke und entspannte sich. Bisher konnten wir von ihm nur einige Seufzer und entspanntes Schnauben hören.Müder, schmutziger Hund:
Gestern war es endlich so weit: Morfeo kam nach Deutschland und wir brachen auf, um ihn in Köln/ Bonn vom Flughafen abzuholen. Natürlich war die A3 total verstopft, so dass wir erstmal eine halbe Stunde zu spät ankamen. Eine freundliche Dame von ProTier e.V. mit ihrem Mann wartete bereits, ebenso zwei Begleiterinnen vom Tierheim auf Sardinien.
Nach einem Blick in die Transportbox dachten wir "Huch, auf dem Fotos war er doch weiß!?". Uns wurde erklärt, dass er unter dem sardischen Staub wirklich weißes Fell hat. Das wurde auch nach fleissigem Streicheln am Kopf bereits sichtbar. Was für ein schöner Kerl! Aber total zurückhaltend und sehr ängstlich.Nachdem der Papierkram zur Übername geklärt war, wollten wir den sedierten Hund aus dem Flughafen auf eine kleine Wiese führen, um ihn für kleine Kolibris machen zu lassen. Morfeo wollte jedoch nicht weg. Mit seinen zittrigen Beinen stemmte er sich gegen die Richtung des Ausgangs. Morfeo wollte einfach nicht und musste hinausgeschoben werden.
Kaum war er von dem glatten Marmorboden runter auf der Wiese, wurde er plötzlich munter und schnüffelte, wollte sich aber zu keinem Geschäft überreden lassen. Von der Sedierung keine Spur mehr.
Am Auto angekommen, ahnte Morfeo gleich, dass er wieder transportiert werden sollte. Kein Streicheln, beruhigendes Auf-ihn-Einreden, Locken mit Leckereien konnte ihn zum Sprung ins Auto überreden, so dass wir ihn letztendlich ins Auto heben mussten. Einmal drin, war es aber kein Problem mehr. Ganz ruhig und genügsam ließ er die 1,5 Stunden Fahrt in seine neue Heimat im Taunus über sich ergeben.
Zuhause angekommen, gingen wir erstmal eine Runde um den Block, aber außer etwas Schnüffeln wollte Morfeo nicht.
Das nächste Hindernis war die Haustür: Morfeo machte keinerlei Anstalten, die Hausschwelle auch nur annähernd zu übertreten, geschweige denn ins Haus rein zu schauen. Und wir mussten doch in den 2. Stock … :-)
Noch eine kleine Runde über die Wiese hinterm Haus, viel Streicheln, Leckerli, gut Zureden… nichts half, so dass die nächste Trage-Aktion anstand. Ohne Widerstand ließ sich Morfeo hoch tragen. Vor der Wohnungstür angekommen, ließen wir ihn runter, mit dem Ergebnis, dass sich unser verängstigter Hund erstmal fest auf den Boden legte, um auf keinen Fall die Wohnung betreten zu müssen. Also wurde der Gute über die Schwelle getragen :-)
Im Flur schaute er sich interessiert um, wollte aber weder mit uns, noch alleine in irgendwelche Zimmer gehen. Schließlich zeigten wir ihm seinen Platz im Wohnzimmer und konnten ihn mit einigen Leckerli auf sein Deckchen locken. Die Medikamente wirkten noch heftig, er wollte weder fressen noch trinken. Auch ein Wassernapf vor seiner Nase und das leichte Befeuchten der Lefzen mit den Fingern konnte daran nichts ändern. Er legte sich direkt hin, die Augenlider hingen auf Halbmast. Im Laufe des Abends und viele Streicheleinheiten später, war er völlig entspannt, der Schwanz wedelte zum ersten Mal und beim Kraulen hinter dem Ohr fielen ihm so langsam die Augen ganz zu.
Ein anstrengender Tag mit viel Aufregung war geschafft – Morfeo war in seinem neuen Zuhause angekommen.
In der Nacht stellten wir uns für 2:00 Uhr den Wecker, um nach ihm zu sehen. Ein kleines Lämpchen im Wohnzimmer sorgte für „Durchblick“ – auf einen völlig entspannten Morfeo, der die Pfoten lang ausgestreckt hatte und selig schlief :-). Den Rest der Nacht ließen wir ihn daher völlig in Ruhe.